Zwischen(!)nutzung

Manchmal wundert man sich, wenn mitten in der Stadt ein Grundstück brach liegt oder ein Gebäude leer steht: Da ist ein Haus abgerissen worden und noch kein neues gebaut, da ist ein Geschäft ausgezogen und noch kein neues eingezogen, oder jemand hat sich verspekuliert und ein Neubau wird nicht vermietet. Normalerweise dauert so ein Zwischenzustand nicht lange, ein paar Monate vielleicht. Aber manchmal bleiben Brachflächen oder Ladenlokale für längere Zeit ungenutzt. Das liegt meistens an Umständen, die man nicht sofort durchschaut: Ein Geschäft würde an dem Standort nicht genug einbringen, ein beplantes Grundstück wartet auf einen Investor … aber das „warum“ ist gar nicht so wichtig.

Interessanter ist, wenn jemand Ideen hat, was man ansonsten mit der Fläche oder dem Raum anfangen könnte, auch wenn man sie nicht kaufen kann oder die volle Miete bezahlen. In der Phantasie wird ein Laden zu einem Atelier, ein Schotterplatz zur Blumenwiese, ein Seitenstreifen zum Gebrauchtwagenhandel … Und oft ist es möglich, aus der Phantasie Wirklichkeit werden zu lassen – wenn man akzeptiert, dass das Atelier oder die Blumenwiese nur so lange bestehen können, bis sich wieder jemand „ernsthaft“ für den Standort interessiert: Das ist Zwischennutzung! Zum Beispiel kann man mit dem Eigentümer oder Vermieter einen befristeten Mietvertrag für ein paar Monate vereinbaren, der nach Bedarf verlängert oder gekündigt wird. Im Gegenzug für einen Mietnachlass bekommt der Eigentümer jemanden, der sich um die Fläche oder den Raum kümmert, sie vor Vandalismus schützt und vielleicht den Verfall aufhält. Wenn eine Zwischennutzung Kunden hat, muss man natürlich genauso auf alle Vorschriften achten wie bei einer dauerhaften Nutzung. Aber der Aufwand lohnt sich für die Verwirklichung guter Ideen!

Arend Kölsch

2005