MünzviertelerInnen vorgestellt: Michael Conrads

Künstler im Viertel, der jetzt bei Planeten & Blumen ausstellt.


Michael Conrads, Acid Jazz

Man fragt sich das mittlerweile gar nicht mehr, aber hier noch einmal die Frage: Wie kommt ein Künstler ins Münzviertel?

Ich hatte einen Job beim Kunstverein als ich eine Anzeige in der Zeitung sah. Erstmal dachte ich, wie praktisch, da bin ich schnell bei der Arbeit. Und ich war schnell bei der Besichtigung. Wow, dachte ich, was für eine schöne Häuserzeile. Dann ist es relativ zentral, relativ günstig – und es gibt hier nette Leute.

Gibt es auch Schattenseiten?

Ja, ein Leben auf der Straße ist hier nicht möglich. Und das Einkaufen ist eine Weltreise. Der Brötchenladen ist super.

Wir machen viel im Viertel um zu Begrünen, kämpfen um Verkehrsberuhigung oder machen die Straßenfeste …

… wenn sich da was tut, das wäre super. Günter Westphals Aktionen sind begrüßenswert. So lernt man zudem die Leute im Viertel kennen. Denn eigentlich gehen alle woanders aus, trifft sich nur durch Zufall, findet heraus das einer auch hier wohnt.


Michael Conrads, Frühlingerwachen. Wandgemälde

Viele ziehen hier schnell wieder weg, das Viertel ist ein Durchlauferhitzer für Kreative.

Ich bin hier schon länger, seit 2 1/2 Jahren, es gibt hier eine Generationsfolge. Man macht Sachen gemeinsam, dann gibt man sich die Klinke in die Hand, das ist der Durchlauf. Es ist attraktiv hier her zu ziehen, das Viertel hat dynamische und sympathische Dimensionen. Obwohl es hier nicht viel gibt, was interessant und spannend ist. Es ist trist. Die Großstadt grenzt direkt an, hier ist die letzte Altbauzeile. Aber das reizt auch.

Was macht das Viertel mit deiner Kunst?

Kunst generiert sich auch aus dem wo ich mich aufhalte, wohne. Die Kunstmeile ist um die Ecke. Hier kann ich im direkten Umfeld gestalten, die Leute vor Ort können sich freuen.

Du gestaltest gerade einen Raum für Planeten & Blumen in der Spaldingstraße 1b.

Die Veranstalter habe ich über gemeinsame Freunde an der HfbK kennen gelernt. In deren Raum hatte ich dann schnell eine Idee, was zu machen ist. Durch die U-Form gibt es einen Durchlauf, ich lege Streifen in den Raum um hinein zu ziehen. Die Architektur mit ihren seltsamen Abnormitäten wird betont. Es gibt eine Dramaturgie der Farben, von Flieder, Gelb und Lila in einer Ecke. Licht trifft auf die bunten Streifen, betont die Lokalfarben oder addiert sich durch Lichtorgeln. Außerdem sollen die Leute sich im Raum wohl fühlen, die Theke und Sitzflächen mussten neu durchdacht werden.

Das funktioniert anders als Tafelbilder, die du auch malst?

Schön an Tafelbildern ist die Freiheit, die kann man alles machen, es ist herrlich unabhängig. Ich arbeite damit auch gerne spontan, mit wenig Skizzen. Wenn man, was selten ist, einen Raum zur Verfügung hat, kann man nicht einfach ein Bild hineinhängen. Bilder haben so wenig Dialog. Andererseits bin ich kein Freund von Themenausstellungen, das wird den Bildern nicht gerecht.


Michael Conrads, Fontaine

Demnächst bist du in Mexiko.

Ja, dort mache ich mein Auslandssemester. Es wird Zeit, 2007 will ich mein Diplom machen. Die Wohnung will ich dann zwischenvermieten. Ich weiß nicht wie es sich nach einem halben Jahr anfühlt, aber ich bin wahrscheinlich froh wieder hier anzukommen.

André Blisse befragte Michael Conrads

Aus: Beilage “Münzviertel” der Stadtteilzeitung “Der lachender Drache” (HH-St. Georg), 04/2006