Verlassen und verfallen: Was steckt hinter diesem „Lost Place“ mitten in Hamburg? Schreibt Thomas Hirschbiegel in der Mopo am 5.4.21 / Und mehr wissen wir auch nicht!

Foto: Florian Quandt 

Hammerbrook – Tausende Hamburger Autofahrer stehen täglich vor den roten Ampeln im Bereich Spaldingstraße/Repsoldstraße/Amsinckstraße. Ihr Blick fällt dann oft auf ein verwahrlostes Grundstück mit heruntergekommenen Bauten und Ruinen. Was steckt hinter dem „Lost Place“ mitten in der Stadt? 

Die genaue Adresse ist Spaldingstraße 63, doch das große Grundstück grenzt auf der Rückseite an die Rosenallee – hier verrottet das Haus mit der Nummer 22. In dem massiven Backsteinbau befand sich früher einmal eine „City Pension“, die offenbar von einer Frau Turan betrieben wurde. 

Ali Turan wiederum hatte auf dem Grundstück zur Spaldingstraße einen Autohandel. Angeschlossen an den Betrieb war laut den Schildern, die dort noch zu lesen sind, eine „Motor-Instandsetzung“ 

Spaldingstr. 63 25.11.20 Foto: Günter Westphal

„Lost Place“ in Hamburg: Ruinen liegen im Münzviertel 

Der leerstehende Komplex liegt im Herzen des „Münzviertels“, eines kleinen Quartiers direkt an der Bahnlinie zwischen Hühnerposten, Münzplatz und Rosenallee. Es ist nach der „Hamburgischen Münze“ benannt: Die bereits 834 gegründete Prägeanstalt ist Deutschlands älteste Münze und hatte bis 1982 ihren Sitz dort. Heute befindet sie sich an der Straße Bei der neuen Münze in Rahlstedt. Aber das nur nebenbei. 

Spurensuche auf dem Areal des „Lost Place“: Eine Nähmaschine der Marke „Singer“ steht dort neben einem Paar Schuhe und rottet vor sich hin. Auf der Rosenallee spazieren wir an einem Backstein-Gebäude mit der Aufschrift „Volksschule von 1883“ vorbei. 

https://www.muenzviertel.de/werkhaus/stolpersteine-rosenallee-11/

Auf dem Gehweg sind zwei „Stolpersteine“. Sie erinnern an die jüdischen Lehrerinnen Bella Spanier (1884- 1942) und Recha Lübke (1880-1942), die von den Nazis deportiert und ermordet wurden. 

„Lost Place“ in Hamburg: Hotel-Pläne offenbar gescheitert 

Nebenan befindet sich eine Tischlerei. Der nette Meister erzählt, es habe Pläne gegeben, auf dem verlassenen Grundstück ein Hotel zu bauen. Architekten und Bauherren seien vor Jahren vor Ort gewesen – doch passiert ist nichts. Aktuell ist ja auch keine gute Zeit für Hotels. Das „Hotel Belmondo“ in der Spaldingstraße 70 gegenüber dem „Lost Place“ jedenfalls ist schon mit Brettern vernagelt. 

Eine Anfrage beim Bezirksamt Mitte, ob irgendwelche Bau- oder Abrissanträge für das Grundstück Spaldingstraße 63 vorliegen, verläuft auch negativ. Sieht fast so aus, als würde das verlassene Areal noch einige Zeit ein „Lost Place“ bleiben. 

Text: Thomas Hirschbiegel: https://www.mopo.de/hamburg/verlassen-und-verfallen-was-steckt-hinter-diesem–lost-place–mitten-in-hamburg–38247482

Mehr wissen wir auch nicht:

Aktueller Projektstand und Zeitschiene 

  • Erste Gespräche zwischen Bezirksamt, Eigentümer und Architekt zur Nachnutzung des Gesamtareals 
  • Wohnnutzung aufgrund von Lärm- und Schallexposition (Gleisfeld im Norden, Magistrale im Süden) nicht möglich 
  • Eigentümer verfolgt bebauungsplankonforme Kerngebietsnutzung (MK) 

•  Das Verfahren ist noch in der Vorbereitung. Eine Vorstellung des Projekts im Beirat ist denkbar

„… Mit Bezug auf das Vorhaben Nr. 9 Rosenallee/Spaldingstraße weist Herr Müller darauf hin, dass die Höhen eingehalten werden müssten. Der Baukörper müsse in Richtung Rosenallee abgestaffelt sein. Herr Mathe bestätigt, dass die Einhaltung des B-Plans maßgeblich sei. 

Herr Mathe nimmt die Hinweise aus dem Beirat mit. Zu den Forderungen schränkt er ein, dass eine Beurteilung der jeweiligen Bauvorhaben immer im Kontext des gültigen Bauordnungs- und Planungsrechts erfolgen müsse. Einen qualifizierten Bebauungsplan könne das Bezirksamt nicht übergehen. ….“

aus: Quartiersbeirat Münzviertel, Protokoll der 72. Sitzung am 30.7.2020 

Und dieses wollen wir nicht:

Entwurf Hotelbau Spaldingstr. 63: im Netz gefunden 2015

Und deshalb: „Wir malen keine Bilder. Wir machen Stadtgestaltung „von unten“ oder: „Die Kunst ist das Erste“ Stadtteilinitiative Münzviertel“: https://www.muenzviertel.de/wir-malen-keine-bilder-wir-machen-stadtentwicklung-von-unten-oder-die-kunst-ist-das-erste-stadtteilinitiative-muenzviertel/

Stadtteilinitiative Münzviertel