Kunstarbeit im sozialen Raum / Ungebundene Zeit

„Blätter, so zart“ 

Münzstraße 2012

„… diese Bilder indizieren mehr: Sie sind Resultate eines Prozesses der genauen Untersuchung und langfristigen Beobachtung. Sie sind Zeugnis sensibler Annäherung an für nebensächlich gehaltene Details. Als solche enthalten diese Fotografien Zeit. Sie enthalten die Ausdauer und das Warten auf den richtigen Moment, in dem der jeweilige Gegenstand so ins Licht gerückt ist, dass er in seiner Besonderheit wahrnehmbar wird. …“ 

aus: Rahel Puffert „NUR DER SICHTBARE TEIL“ in „Günter Westphal / Blätter, so zart“
Galerie Renate Kammer, Hamburg, S.49. 2012

https://www.muenzviertel.de/06-12-2012-05-01-2013-foto-ausstellung-blaetter-so-zart-von-guenter-westphal/

„… Das Werkhaus mit seinem bisweilen einzigartigen Konzept schafft für alle Beteiligten eine wichtige Besonderheit: Einen stetigen Raum zeitlicher und inhaltlicher Freiheit.

In einer Atmosphäre, die zudem durch ein hohes Maß an Wertschätzung und einem respektvollen Umgang untereinander geprägt ist, bietet dieses immaterielle Gut »ungebundene Zeit« Gelegenheit, sich zu gewöhnen und dem Werkhaus anzuvertrauen. Gleichzeitig beinhaltet »ungebundene Zeit« einen kontinuierlichen Appell, der eher aus den Beteiligten selbst als von außen kommend wahrgenommen wird: Sie fordert uns dazu auf, das eigene (Nichts¬)Tun zu reflektieren und »ungebundene Zeit« sinnvoll zu nutzen und zu gestalten. …“

aus: Tobias Filmar  „Heft #3“ Werkhaus Münzviertel, Hamburg, S.5, 2016

Werkhaus Münzviertel

Das „WERKHAUS MÜNZVIERTEL zur Verschränkung von Pädagogik, Kunst und Quartiersarbeit“ ist ein niedrigschwelliges Angebot für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Jungerwachsene bis zum Alter von 27 Jahren, auf die existierende Schulungs- und Sozialangebote nicht passen. Es ist zugleich ein Ort des Anhaltens und Ankommens für Jungerwachsene, die aus ihren Herkunftsländern geflohen sind und sich z.B. im Asylverfahren befinden.

Das Werkhaus basiert auf der Idee, dass Lernprozesse über Produktionsprozesse erfolgen, und orientiert sich an dem Konzept des Bauhauses: Parallelität von künstlerischer, handwerklicher Ausbildung in Kollektiven. Mit Respekt vor der Eigenheit des Einzelnen, dem Recht auf Mitbestimmung und der konsequenten künstlerischen Initiierung kollektiver Projektarbeiten werden (nicht nur) junge Erwachsenen aktiviert und motiviert, ihren Lebensweg möglichst selbstbestimmt zu gestalten.

https://werkhaus-muenzviertel.de

Anthropologischer Kunstbegriff

Kunstarbeit im sozialen Raum beinhaltet ein Arbeiten mit den Menschen in dessen Mitte der jeweils einzelne Mensch als soziales Wesen steht. Eine Sozialität, die sich im Geheimnis der unmittelbaren Wahrnehmung und sinnlichen Empfindungen (Aisthesis) der Menschen untereinander (Empathie) gründet. Denn im unmittelbaren entblößten Antlitz des Anderen – welches „uns verbietet zu töten“ (Emanuel Lévinas (1) – bin ich verantwortlich (Ethik) für meinen unmittelbaren Nächsten (Ästhetik (2)).

(1) „Das (unmittelbare entblößte) Antlitz ist exponiert, bedroht, als würde es uns zu einem Akt der Gewalt einladen. Zugleich ist das Antlitz das, was uns verbietet, zu töten.“ aus: Emmanuel Lévinas „Ethik und Unendlichkeit“ S.65, 1982

(2) „Ästhetische Akte dienen unmittelbar einem zumindest rudimentär ethischen Ziel: der Führung eines gelingenden Lebens“ aus: Wolfgang Welsch „Ästhet/hik / Ethische Implikationen und Konsequenzen der Ästhetik“ in „Ethik und Ästhetik“ S. 6, 1994

Repräsentativer Kunstbegriff

Altmannbrücke / Münzstraße 2022

Mit der Kunstarbeit im sozialen Raum begebe ich mich in gesellschaftspolitischer Abgrenzung zur elitären Hochkultur – des tradierten (3) „L´art pour l´art“ mit dessen institutionellen Ausstellungsräumen (4) und ökonomischen Prämissen – dorthin, wo die Menschen mit ihren Träumen, Empfindungen und Gestaltungskräften sind.

(3) „Der repräsentative Kunstbegriff unternimmt es, Tradition strukturell so identisch wie möglich fortzusetzen. Er reproduziert sich mit seinen eigenen Inhalten, z.B. der Genieästhetik oder der Ästhetik des Erhabenen. Dementsprechend kann sich dieser Kunstbegriff voll auf die Resonanzwirkungen des von ihm dominierten Feldes verlassen und seine eigene Fortsetzbarkeit durch theoretische und praktische Zirkularität gewährleisten, zu der insbesondere auch sogenannte »Innovationen« und »Grenzüberschreitungen« gehören.“

aus: Pierangelo Maset „Bewegungsabläufe nervöser Kunstbegriffe“ in Rollig, Stella/ Sturm, Eva (Hg.) „Dürfen die das?“ S.1, Wien 2001 

4) „Unter den Orten der Kunst nimmt der institutionelle Ausstellungsraum einen besonderen Stellenwert ein. Er ist der Ort, der seit dem 18. Jahrhundert dem einzigen Zweck der Kunst dient. Nach der Definition Brain O`Dohertys, der 1976  die „Ideologie des Galerieraumes“ enthüllte, die sich hinter der scheinbaren Neutralität des „White Cube“ verbirgt, hält die „ideale Galerie (…) vom Kunstwerk alle Hinweise fern, welche die Tatsache, daß es „Kunst“ ist, stören könnte.“

aus: Nina Möntmann „Kunst als sozialer Raum“ S.10,  Köln 2002

Münzstraße 2019 / 2012

Es sind die Blätter dicht
Und doch so dünn und zart,
Dass selbst das Licht
Durch ihr so angenehm gefärbte Gewebe bricht,
Sich mit den rötlichen gelinden Farben paart
Und, selber rot gefärbt, die innern Blätter färbet.

Barthold Hinrich Brockes* – aus „Die Rose“
„Irdisches Vergnügen in Gott“ 1721 – 1748

* „Heimatkunde Münzviertel / Ein poetischer Aufriss /“
Galerie Renate Kammer 14.7.16:

https://www.muenzviertel.de/heimatkunde-muenzviertel/

Aktueller Stand: Umbenennung Högerdamm in Recha-Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg / 13.9.23

Högerdamm Sackgasse 10.8.23

Der Högerdamm soll umbenannt werden. Unser Vorschlag: „Bella Spanier – Recha Lübke Straße“ 23.6.22: https://www.muenzviertel.de/der-hoegerdamm-soll-umbenannt-werden-unser-vorschlag-bella-spanier-recha-luebke-strasse/

https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=2415

Umbenennung Högerdamm Beschluss City-Ausschuss HH-Mitte 13.09.2022

aus:

„…. Eine im Högerdamm ansässige Firma hat sich nach Bekanntwerden des Beschlusses an das Bezirksamt gewandt und sich erkundigt, wer die von der Firma bezifferten Kosten in Höhe von 1 Mio. € für die Adressänderung tragen würde. …“

In der Welt zuhause, in der Region präsent: https://www.hartrodt.com/de/unternehmen

Högerdamm 35 10.8.23

„135 Jahre im Zeichen des Transports: Die Bark „Gretchen Hartrodt“ geht auf große Fahrt … „: https://www.hartrodt.com/de/unternehmen/geschichte

Lageplan

blau: Recha-Lübke-Damm rot: Bella-Spanier-Weg

Umbenennung Högerdamm: Endgültiger Beschluss City-Ausschuss HH-Mitte 07.02.2023

https://www.hamburg.de/contentblob/15965308/42f8b816a275aabf9fe62f9e3f8a981a/data/empfehlungen-kommission-ns-belastete-strassennamen.pdf

Quartiersbeirat Münzviertel 22.3.23 

“… Umbenennung Högerdamm:

Die Namensvorschläge, Recha-Lübke-Damm und Bella-Spanier-Weg werden an das Staatsarchiv übergeben und gehen dort ihren Weg bis zur letztendlichen Umbenennung der Straßen. Ein alternativer Vorschlag des ortsansässigen Unternehmens zur Umbenennung des Högerdamm nach ihrem Firmengründer war abgelehnt worden. …“

aus: Quartiersbeirat Münzviertel, Protokoll der 83. Sitzung am 22.03.2023 

Enttäuschend:

Umbenennung Högerdamm:

Herr Rudolph hat uns informiert, dass die Antragstellung zur Umbenennung
des Högerdamm zum Stichtag 01.07.2023  leider nicht mehr realisiert werden
konnte. Darum wird nun angestrebt, die Umbenennung zum Stichtag 01.10.23 zu
beantragen.

Quartiersbeirat Münzviertel: Zwischenstände 20.7.23 ….“

aus Mail: TOLLERORT / entwickeln & beteiligen / mone böcker & anette quast gbr 20.7.23

Aktuell:

„Mittlerweile hat uns Herr Rudolph informiert, dass die Sache mittlerweile zur weiteren Bearbeitung an das Staatsarchiv weiter geleitet worden ist.“

aus: Mail TOLLERORT / entwickeln & beteiligen / mone böcker & anette quast gbr  v. 13.9.23

Wir bleiben weiter dran!

Stadtteilinitiative Münzviertel